Mortiis, Hamburg, Marx ( 09. 04. 02)

Dunkel ist die Atmosphäre in dem separaten, kleinen Raum der Markthalle, und die Personen, die sich zu diesem Konzert zusammenfinden, sind nicht minder „dunkleren Ursprungs“.

Mich erstaunt es dennoch, wie wenig Ansturm herrscht. Als die Vorband The Crest ihre ersten Gitarrenriffs dem eher abwartenden Publikum präsentiert, fasst der Raum gerade mal 50 Leute, und nur schwer kann die in Latex gekleidete Frontfrau der Band die Zuschauer begeistern, obwohl in der Tat ein paar Stücke der norwegischen Truppe musikalisch überzeugen. Gothic – Rock pur. Obwohl mir der Gesang etwas dünn erscheint, beschließe ich, mir wenigstens den Bandnamen zu merken. Spärlicher Applaus.

Gut eine halbe Stunde spielt die Vorband, dann sind auch meine Nerven ausgereizt. Zielstrebig platziere ich mich in die erste Reihe, zu den anderen 4 euphorischen Fans, die es wohl ebenfalls nicht abwarten können, dem Parasite God endlich zum Anfassen nahe zu sein.

Der Rest des Publikums steht locker verteilt im Raum, die Spannung ist dennoch fühlbar.

Zuerst ertönen sphärische Klänge, mystische Melodien, so wie man sie aus der ersten Mortiis – Ära kennt. Als seine Musiker die Bühne betreten, wächst die Spannung noch um einiges mehr. Erwartungsvolle Blicke.

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir entfallen ist, welches Lied Mortiis als erstes spielte, zu sehr hat seine Person mich abgelenkt. Als er plötzlich durch den schwarzen Vorhang in Erscheinung tritt und nach vorne, auf die wirklich winzig kleine Bühne eilt und die ersten Songfetzen eher ins Mikro brüllt, als singt, erst dann kann ich glauben, was ich sehe.

Er sieht wirklich so aus, wie es mir bis dato nur Fotos präsentiert hatten! Meine Erwartungen werden nicht enttäuscht.

Der Sound ist härter, als man es von der Studio - CD gewohnt ist. Mortiis wirkt fanatisch, fast hektisch... Würde man ihn und seine Musik nicht lieben, könnte man Angst bekommen. Schwarz umschattet sind seine Augen, sie scheinen Kälte und enorme Energie auszustrahlen. Kein Kontakt zu dem Publikum – jedoch theatralisches Niedersinken auf den Boden.

Keine Stimmenprobleme, keine Patzer – alles wirkt perfekt, obwohl der Gig in Hamburg das erste Konzert der Europatour war.

Die Mädels neben mir moschen wie wild - ich bin innerlich paralysiert. Und gerade, wenn ich mich entschließe, noch ein paar Fotos zu schießen, folgt ein erneuter Song, bei dem meine Füße nicht stillhalten können. Mein Nacken fängt an zu schmerzen, denn meine emporsehenden Blicke können sich nicht lösen von dieser Gestalt auf der Bühne. Seine Maskerade mit der langen Nase und den spitzen Ohren scheint schon mit ihm verschmolzen, ebenso seine impulsive Musik. Selbst wenn man seinem (in keine Schublade passenden)  Stil aus Wavepop, Gothic und ebenso klassischen, elektronischen Elementen nichts abgewinnen könnte, würde seine Erscheinung dennoch eine einzigartige Darbietung liefern.

Und ich frage mich, warum er gerade diese graue, militärartig wirkende Hose trägt, zu einem Wirrwarr von schwarzen Netzhemd -Fetzen, die seinen Oberkörper bedecken. Als er seinen Kopf kurzfristig zu einem metalmäßigen Rhythmus fanatisch hin und her bewegt, habe ich Angst um seine Ohren, hinter die er, nach Vollendung seines emotionalen Ausbruchs, jedoch fast liebevoll seine schwarzen Filzhaare streicht. Und ich bin mir sicher, er und die einst von ihm kreierte Figur Mortiis sind, wie auch schon in einigen Interviews berichtet wurde, mittlerweile ein und dieselbe Person. Und dieser norwegische Troll braucht sich auch gar  nicht verstecken.

Mortiis präsentierte sein neues Album sehr überzeugend, es kam auch zu keinem von mir befürchteten Blutbad, die Show lief sogar recht gesittet ab, dennoch verschwand er sang und klanglos von der Bühne, ohne ein Abschiedswort. Eine Zugabe gab es nicht. Die Fans wirkten darüber enttäuscht.

Jedoch kann man es ihm nicht übel nehmen. Sein Auftritt steckt mir jetzt noch in den Knochen, und es ist bedauernswert, dass es doch so wenig Leute gibt, die ihn kennen. Liebenswert ist er allemal – und seine Musik ist längst nicht so abschreckend, wie seine Erscheinung. Hat Du ihn einmal entdeckt, bohrt er sich tief in Dein Herz, und letztendlich kann man sich daran erfreuen, diese einzigartige Entdeckung gemacht zu haben.

Text by J.C.Skylark

 

                                   Mortiis, Hannover / April 2002 (Bericht folgt )

                           

                 Mortiis, Wave Gotik Treffen/ Leipzig Mai 2002 (Bericht folgt)

 

                            Mortiis, Asgard Club, 01.10.2004 Berlin

 

Asgard Club – allein schon der Name machte uns von vornherein stutzig. Doch was tut man nicht alles für Mortiis, und so machten sich Olli und ich am 01.10.04 von Kiel/Oldenburg auf den Weg nach Berlin, um Mortiis dort in diesem besagten Club live erleben zu dürfen.

Erwähnen sollte man vielleicht noch, dass im Vorfeld das Konzert verlegt wurde. Die ursprüngliche Location Rockfactory Halford hatte den Gig an den Asgard Club abgegeben, was die wenigsten Leute erfahren haben durften, denn es war nirgends erwähnt, und auch ich erfuhr es nur, weil ich mich mit den Promotern in Verbindung gesetzt hatte.

Nun gut, gegen 18 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Alt Friedrichsfelde / Ostberlin und schon dort mussten wir feststellen, dass die Ossis in all den langen Jahren noch immer nicht wissen, wie man ordentliche Strassen ausschildert. J

Von der Gensinger Strasse gab es ungefähr 5 an verschiedenen Orten, von der Rhinstrasse 2, auch total verschieden verlaufend und auf die Friedrichsfelder Strasse wollen wir gar nicht eingehen. So verliefen wir uns zuerst, und als es schon dämmerte und wir 3 Passanten gefragt hatten, kamen wir endlich in Nähe des Clubs, mussten aber erst mal Rast bei Mc Donald`s machen.

Nach einer Stärkung ging es dann immer weiter lang ins Abseits, schön an der lauten, stark befahrenen Bundesstrasse entlang, bis uns der Tiergeruch an den Tierpark auf der Linken erinnerte. Doch wo war der Club?

Zum Glück sah ich gelb beleuchtet das Postschild, welches uns den wahrlich rechten Weg zum Club andeutete.

Eine schmale unbeleuchtete Strasse führte uns schließlich endgültig ins Nichts. Büsche und Dunkelheit brachten alles andere als eine gemütliche Atmosphäre herüber.

War alles eine Falle? Vielleicht waren wir vollkommen falsch?

Aber nein, als wir endlich in der Ferne ein paar helle Lichter sahen, uns ein VW Bus mit der Aufschrift Asgard überholte, und dann auch noch einen Tourbus, aus dem eine dunkle Gestalt ein paar Bierdosen holte, am Rand auftauchte, wussten wir – es war richtig!

Vor dem Eingang wurden gerade weitere Getränke ausgeladen. Die Uhr schrieb gerade mal 19.35 Uhr, und als ich einen netten Typen, der auch nett grüßte, fragte, ob wir schon rein durften, wurde es uns gleich gewährt.

Drinnen hingen Mortiis Poster, es gab 2 Bars und in dem kleinen Raum ( vielleicht so 80m²) standen Tische und Stühle. Wir stutzen. Ein bestuhltes Konzert?

Offenbar waren wir die einzigen Fans weit und breit. Die Security und die Barangestellten glichen bulligen, rechtsorientierten Metalfans. Sie machten dem Club alle Ehre und so schwante uns auch, warum der Club so fernab von Gut und Böse lag.

Mitten im Raum saßen ca. 10 Leute an einem Tisch, rauchten, tranken Bier und sprachen norwegisch. Mir verschlug es die Sprache, als ich unter einen von ihnen dann Mortiis erkannte.

Noch merkwürdiger. Warum saßen die da alle und tranken, anstatt sich für den Gig vorzubereiten?

Aufregend war es schon, Mortiis wieder so in „zivil“ zu sehen. Doch der größte Schock kam, als Olli uns Getränke holte und die Barkeeperin dann erzählte, dass das Konzert gar nicht stattfindet, weil Mortiis Band ein bestimmtes Equipment benötigte, welches der kleine Club nicht bieten konnte. (es handelte sich dabei wohl hauptsächliche um den Anschluss zu den Drums).

Ziemlich belämmert saßen wir dann da. Erwartet wurden noch ein paar Videos, die auf einem größeren TV-Bildschirm vorgetragen werden sollten – doch auch das wurde nicht realisiert, was wir jedoch am Anfang nicht wussten. So saßen wir nun da bei unseren Getränken und beobachteten Mortiis und Band, wie sie hin und her wanderten und einfach einen netten Abend zu planen schienen.

Schließlich beschloss Olli, Mortiis zu suchen und ihn anzuquatschen, was mir ziemlich peinlich war. Ich blieb zurück und konnte erst nicht glauben, als Olli später zurück kam und mir verkündete, dass Mortiis uns erwartet und wir Bilder machen dürften.

Im nachhinein weiß ich nicht mehr, was ich alles zu Mortiis gesagt habe, als ich ihm dann wirklich gegenüber stand. Draußen hatten sie ein Feuer gemacht, an dem er und ein paar andere sich wärmten. Wir schüttelten Hände und ich bedauerte zuerst, den Ausfall des Konzertes. Er war auch sichtlich betroffen und erzählte uns in einem klaren und gut verständlichen Englisch, woran das lag.

Schließlich machten wir ein Foto.

Wir sprachen noch etwas über die Tour. Mortiis erzählte, dass das Publikum in Deutschland sehr schwierig zu begeistern ist. Viele Besucher kommen nie und sind auch schwer mitzuziehen, obwohl er Deutschland sehr mag und es einfach zu einer Tour gehört – auch in Deutschland ein paar Gigs zu geben.

Wir sprachen ihm noch unser Lob aus für seine gute Musik, ich erzählte ihm noch, wo ich ihn schon überall getroffen hatte ( auch ohne Maske) und schließlich wünschten wir ihm noch viel Glück für seine Tour.

Als wir später wieder drinnen waren, kam noch der Gitarrist Levi zu uns an den Tisch und schenkte uns 2 Mortiis Plectrons und entschuldigte sich für den Ausfall des Gigs.

Somit gab es an diesem Abend kein Konzert, dennoch war ich ziemlich erfreut, dieses Erlebnis mit Mortiis und Band gemacht zu haben.

(Foto unter der Rubrik Fotos)

 

Text by J.C.Skylark

 

 

                   Mortiis,  Markthalle (Marx), Hamburg  (09.11.04)

 

 

Einladend war das Wetter nicht am Dienstag abend, doch als man endlich neben Kiddis zwischen 13 und 17 Jahren die Markthalle betreten konnte ( im großen Saal fand ein Festival statt), war man dann doch froh, das kleine gemütliche Marx besuchen zu dürfen. Dort war das Publikum auch gleich reifer und angenehmer.

Etwas verspätet um 21.20 Uhr fing die Vorband Suspiria an. Für meine Verhältnisse waren sie ein wenig zu metalmäßig. Obwohl mir einige Passagen doch gut gefielen, und die Band auch sehr sympathisch rüber kam. V.a. bei dem Zugabelied „The sun always shines on TV“ – ein wirklich gelungenes Heavy Recover der norwegischen Band a-ha.

Nachdem dann die fanatischen Handbanger in den ersten Reihen alles gegeben haben ( inklusive Bierlachen auf dem Boden)

(( alle Achtung übrigens: Die Typen konnten sich sogar entschuldigen, wenn sie einen angestoßen hatten!!!!),kam dann eine ¾ stündige Umbaupause.

Ungefähr um 23 Uhr war es dann endlich so weit, und Mortiis betrat die Bühne!

( Ihn und Levi hatte ich mal wieder vor dem Gig kurz durchs Publikum huschen sehen, doch diesmal ergab sich leider kein Gespräch)

Mortiis war mal wieder excellent geschminkt und seine Klamotten ziemlich originell ( und dann diese schmalen Hüften... mjammi )

Wie erwartet war sein Auftritt ziemlich härter und aggressiver, als bei der Tour 2002.

Doch schon nach wenigen Songs konnte er seine Anhänger mitreißen.

Besonders schön fand ich den Moment, als Mortiis kurz die Bühne verließ und die Menge „Mortiis! Mortiis!“ schrie, bis er sich wieder zeigte.

Die neuen Lieder wechselten sich mit den Titel von „The smell of rain“ verhältnismäßig regelmäßig ab, und ich würde sagen, dass die schönsten Stücke gebracht wurden.

Von „Monolith“ über „Marshland“ – „The Grudge“ und sogar „The lonliest thing“, da fehlten eigentlich nur noch die Kerzen.

Leider finde ich die Akustik im Marx nicht sonderlich professionell. Mir dröhnten ganz schön die Ohren danach ( oder lag es daran, dass ich genau vor einem Lautsprecher in der ersten Reihe stand?) und mein Kopf schmerzte von den ziemlich großen, nervigen Scheinwerfern.

Punkt 0 Uhr verließ Mortiis die Bühne, wie immer nur mit einem kurzen Verabschiedungs-Satz.

Weiß nicht, ob es diesmal eine Zugabe gab, denn ich musste dann leider die Halle verlassen, da ich meinen Zug nicht verpassen wollte, und ich vorher unbedingt noch Poster kaufen musste.

Hilfe, fragt mich nicht, wie ich die lange Zeit ohne Mortiis nun überstehen soll... L

Ich wünsche ihm vom Herzen noch ein paar schöne Gigs und danach eine verdiente Ruhepause.

Eg elsker deg  !!!  J

 

 

 (Fotos zu dem Gig unter dem Link Fotos)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datenschutzerklärung
Kostenlose Webseite erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!